Vaterschaftstest

Recht und Vaterschaftstest: Alle müssen zustimmen

Der Vaterschaftstest ist ein Eingriff in das Persönlichkeitsrecht. Wer sich nicht an die gesetzlichen Regeln hält, muss mit empfindlichen Strafen rechnen.

Seit 2010 gilt in Deutschland das Gendiagnostikgesetz1: Jede genetische Untersuchung – und damit auch der Vaterschaftstest – ist danach ein Eingriff in das Persönlichkeitsrecht. Das Gesetz soll das Recht auf informationelle Selbstbestimmung schützen und genetische Diskriminierung verhindern.

Bei einem Vaterschaftstest müssen alle Beteiligte zustimmen

Bei einem Vaterschaftstest müssen deshalb alle Beteiligten und Sorgeberechtigten ihr Einverständnis erklären. Eine Kommission hat hierfür klare Regeln aufgestellt, die bei Verstößen hohe Bußgelder nach sich ziehen können2.

1. Alle müssen einverstanden sein

Ganz wichtig: Bei einem Vaterschaftstest müssen alle Beteiligten zustimmen. Entsprechende Vordrucke liefert der Anbieter meist gleich mit. Zumindest die deutschen Anbieter führen den Test nur durch, wenn eine vollständige Einverständniserklärung vorliegt.

Ist das Kind noch unmündig, müssen alle Sorgeberechtigten zustimmen – in der Regel also auch die Mutter. Ein volljähriges Kind kann selbst entscheiden.

Wer einen Vaterschaftstest ohne die notwendigen Einwilligungen durchführt, riskiert eine Bestrafung durch ein Gericht. Ein heimlicher Test ist eine Ordnungswidrigkeit und kann bis zu 5000 Euro kosten.

2. Was, wenn die Mutter sich weigert?

Verweigert die Mutter ihr Einverständnis, bleibt nur der Gang vor das Gericht. Jeder Mann, der gesetzlich als Vater anerkannt ist, hat das Recht auf die Klärung der Vaterschaft3. Ein Familiengericht wird seinem Antrag meist zustimmen – es sei denn, das Wohl des Kindes ist dadurch gefährdet.

Die Entscheidung des Gerichts ersetzt dann das Einverständnis der Mutter, der Vaterschaftstest kann legal durchgeführt werden. Bei Personen mit sehr geringem Einkommen kann das Gericht sogar die Kosten übernehmen.

Schwieriger wird es, wenn keine amtliche Anerkennung der Vaterschaft vorliegt – reine Neugierde ist kein ausreichender Grund für einen Vaterschaftstest4. Zwei Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit ein Gericht eine Vaterschaftsfeststellung anordnet: Der mögliche Vater muss ein ernsthaftes Interesse an dem Kind haben, und der Kontakt muss dem Kindeswohl dienen.

In einem Sonderfall genügte dem Oberlandesgericht Frankfurt auch ein unzweifelhaftes Interesse: Da der mögliche Vater bereits längere Zeit Umgang mit dem Kind hatte, wurde die Frage des Kindeswohls vorerst zurückgestellt5.

3. Was, wenn der Vater sich weigert?

Auch die Mutter hat das Recht, eine Vaterschaftsfeststellung einzuklagen. Ein Amts- oder Familiengericht kann dies einleiten, wenn es noch keinen gesetzlich anerkannten Vater gibt. Das Ergebnis hat rechtliche Konsequenzen, etwa in Bezug auf Unterhalt und Umgangsrecht.

Wer die gesetzlichen Konsequenzen scheut, kann auch nur die Abstammung klären lassen. Dabei wird allen Beteiligten das Ergebnis des Vaterschaftstests mitgeteilt, aber rechtliche Ansprüche erwachsen daraus nicht.

4. Vaterschaftstest im Ausland

Viele ausländische Anbieter von Vaterschaftstests werben damit, dass sie den Test auch ohne Einwilligung aller Beteiligten durchführen dürfen. In Österreich, Holland oder Belgien ist dies legal. Das heißt aber nicht, dass deutsche Kunden keine Strafe fürchten müssen.

Jeder, der in Deutschland lebt, ist an deutsches Recht gebunden6. Egal, ob der Vaterschaftstest in Deutschland oder im Ausland ausgeführt wird: Heimliche Tests sind verboten und können bestraft werden.

5. Vaterschaftstest vor der Geburt

Ein pränataler Vaterschaftstest, der noch während der Schwangerschaft durchgeführt wird, ist in Deutschland verboten. Privatpersonen haben keine Möglichkeit, einen derartigen Test anzufordern.

Wer dennoch schon vor der Geburt Klarheit haben möchte, muss ins Ausland reisen. In Österreich oder Holland sind pränatale Vaterschaftstests legal.

Eine Ausnahme bilden Straftaten: Bei einer Vergewaltigung oder dem Missbrauch von Kindern kann ein pränataler Vaterschaftstest angeordnet werden. Das Recht dazu haben aber ausschließlich staatliche Behörden.

6. Ohne Zeugen geht es nicht

Die Entnahme der Gewebeproben für den Vaterschaftstest muss in Anwesenheit eines Zeugen erfolgen. Damit soll verhindert werden, dass Proben vertauscht und Testergebnisse verfälscht werden. Meist ist die Person, welche die Proben entnimmt, auch zugleich der Zeuge.

Nicht jeder kommt als Zeuge infrage: Laut Gesetz muss es eine unabhängige und geeignete Person sein, wie etwa Ärzte oder Mitarbeiter des Jugend- oder Gesundheitsamtes. Der Zeuge bzw. Probennehmer ist auch dafür verantwortlich, die Proben an das durchführende Labor zu senden.

Deutsche Anbieter von Vaterschaftstests
Kosten, Merkmale und Leistungen
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Quellen

  • 1 Gesetz über genetische Untersuchungen bei Menschen (Gendiagnostikgesetz – GenDG), Stand April 2016, abgerufen April 2024 (Link)
  • 2 Richtlinien der GEKO, Robert Koch-Institut, Berlin, Stand Dezember 2023 (Link)
alle Quellen anzeigen
  • 3 Schmidtke et al., Rechtliche Aspekte beim Vaterschafstest, Staatinstitut für Frühpädagogik, Stand Dezember 2013 (Link)
  • 4 M. Rambow, Hat der Geliebte einen Anspruch auf Feststellung seiner Vaterschaft?, anwalt.de, Stand März 2023 (Link)
  • 5 Urteil zu Vaterschaftstests – Mutter und Kind müssen mitwirken, Rheinische Post, Juli 2020 (Link)
  • 6 Anwalt.org, Vaterschaftstest: Ist eine Einwilligung nötig?, Stand April 2024 (Link)
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